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von Binaerdenker

Doppelte Zuwendung

Franz und Monika waren bereits 10 Jahre verheiratet. Zuvor hatten beide schon diverse Partner. Doch mit dem gemeinsamen Kinderwunsch sollte diese Beziehung im Hafen der Ehe landen. Was anfänglich großartig und leidenschaftlich war, wurde im Laufe der Jahre zur sexuellen Tyrannei. Frank forderte aber nicht nur Sex, sondern auch ständige Verfügbarkeit. Tagsüber rief er unablässig an oder schrieb lange Mails an Monika. Zuhause forderte er obendrein ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Bei unserem ersten Gespräch schilderte er seine Frau als kalt und abweisend. Um alles müsse er betteln. „Und körperliche Zuwendung bekomme ich erst von ihr, wenn ich ihr lange genug Druck mache!“ stößt es aus Franz hervor. Dazu müsse er dann auch mal die Heizung oder das Warmwasser abstellen.

Einige Monate später stellte sich heraus, dass er schon seit sieben Jahren jeden Morgen zum Sex zu einer anderen Frau gefahren war. Logischerweise begründete er das mit dem Verhalten von Monika. Unter der klaren Schuldzuweisung knickte diese ein, verzieh ihm und versuchte nun noch mehr auf alle seine Bedürfnisse einzugehen. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass er wieder, diesmal jedoch bei einer anderen Dame war. Auch jetzt begründete er das mit der Geschichte, dass es nur durch die ständige Lieblosigkeit seiner Frau dazu kommen konnte. Im Einzelgespräch ergründeten wir seine Beziehungen zu Frauen seit der Pubertät und fanden den roten Faden: Beziehungen gab es für ihn immer nur mit zwei Frauen gleichzeitig. Wobei er es immer geschickt vermeiden konnte, dass die eine Kenntnis von der anderen hatte. Er liebte das Gefühl von Macht und die doppelte Zuwendung und Anerkennung. Dieses Lügenkonstrukt hatte er über 30 Jahre perfektioniert und mit entsprechenden Begründungen untermauert. Doch all das brach nun Stück für Stück zusammen.

Als offensichtlich wurde, was Franz bisher immer vor sich und den anderen verbergen konnte, brach er weinend zusammen. Er schluchzte: „Was habe ich all diesen Frauen nur angetan! Warum bin ich so?“ Eingehender nach seiner Kindheit befragt, schilderte er sie zunächst als glücklich und harmonisch. Sein Vater war immer sein bester Freund und er hatte zeitlebens alle Unterstützung von ihm erhalten. Doch dann stockte er plötzlich und weinte wieder. Als er sich gefangen hatte, schilderte er folgendes: „Das stimmt, mein Vater ist bis heute für mich da. Aber meine Mutter hat mich schon kurz nach der Geburt wegen der Arbeit bei einer Tagesmutter abgegeben. Ich weiß jetzt wieder, wie sehr ich darunter gelitten habe, dass sie nie Zeit für mich hatte. Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der sie mich im Arm gehalten, getröstet oder geküsst hätte. Das macht mich so wütend! Ich habe doch ein Recht darauf!“ Bis zu dem Tag hatte er mit aller Macht dieses Recht gegenüber allen anderen Frauen in seinem Leben im Übermaß und betrügerisch eingefordert.

Hier verbarg sich also die massive Not. Franz hatte sich selbst die Frage beantwortet, ob seine Mutter ihn lieber einer anderen Frau überlassen hatte als sich selbst um ihn zu kümmern. Die daraus entstandene Wut suchte nach Rache und Wiedergutmachung. Das heißt, er rächte sich immer an der einen Frau und suchte Wiedergutmachung bei der anderen. Kaum vorstellbar, wie viele Geschichten dazu notwendig waren.

Also: Sich seiner selbst bewusst zu werden, ist oftmals gar nicht so einfach. Dennoch ist es vonnöten, wenn es gilt, zu eigenen Untaten Nein zu sagen.

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